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Berlin, du geile Bitch – ich kann nicht mehr.

  • Autorenbild: Jack Bennett
    Jack Bennett
  • 26. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Juli


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Du hast mich gefressen.

Langsam, strategisch,

ohne dass ich’s gemerkt hab.

Und jetzt sitz ich hier,

fünfzehn Jahre später,

in einem Café, das nach Beton und Mandeldrink riecht,

und denk: „Du warst nie gut für mich. Aber du warst aufregend.“


Berlin,

du warst meine große Stadtliebe.

Unabhängig.

Frech.

Unberechenbar.

Du hast mich angelockt mit Neonlicht

und der Hoffnung,

dass ich hier wer werde.


Turns out:

Ich bin’s geworden.

Aber ich weiß nicht mehr,

ob ich diesen Typen mag.


Ich hab in deinen Bars mein letztes Geld vertrunken,

in Hinterhöfen Businessideen gepitcht,

im Club über Sinnkrisen hinweggetanzt.

Ich hab Start-ups gegründet,

Beziehungen beendet,

Texte geschrieben,

die keiner verstanden hat -

aber alle geteilt haben.


Und irgendwann hab ich kapiert:

Du bist kein Ort.

Du bist ein Zustand.

Dauerstress in Designerklamotten.

Freiheit mit Instagram-Filter.


Ruhe gibt’s hier nicht.

Nur Momente, in denen der Lärm kurz langsamer wird.


Dann sitz ich wieder da

in der U8.

Es riecht nach Schweiß,

Bier und Möglichkeiten.

Neben mir ein Typ

mit „Fuck the System“-Hoodie,

AirPods

und einem iPhone 15.


So viel Widerspruch in einem Bild –

das ist Berlin.

Rebellion auf Ratenzahlung.


Ich bin müde von deinen Leuten.

Von ihren steilen Thesen.

Offenen Beziehungen.

Und dieser endlosen Ironie,

mit der sie alles runterdrehen,

was mal ehrlich war.


Jeder hier ist Coach, DJ

oder Digital Nomade mit „Mental Health Fokus“.


Alle kennen sich.

Keiner sieht sich.


Ich kenn sie auch. Die kalten Katersonntage in Neukölln, wenn alles nach Verheißung roch – und dann doch nur nach leerem Kühlschrank schmeckte.

Berlin, du geile Bitch.


Ich kann nicht mehr.


Nicht, weil du schlechter geworden bist.

Sondern, weil ich es nicht mehr bin.


Ich brauch keine wilde Stadt mehr,

die mir das Gefühl gibt,

ich sei Teil von was Größerem.


Ich brauch was Kleineres.

Wahreres.

Etwas,

das mich nicht ständig fordert,

besser, schneller, wacher zu sein.


Vielleicht zieh ich nach Leipzig.

Oder einfach innerlich um.


Vielleicht bleib ich.

Aber ich hör auf, zu glauben,

dass du mich retten wirst.


Du bist nicht meine Bühne.

Du bist nur der Vorhang,

der sich nie ganz hebt.



🎶 Soundtrack für den leisen Schlussapplaus:


- Element of Crime – Delmenhorst

  „Und wenn du gehst, nimmst du den Lärm mit dir.“

- David Bowie – Where Are We Now?

  Für jeden, der sich in dieser Stadt einmal zu Hause fühlte – und es dann doch nicht war.

- Sophie Hunger – Le Vent Nous Portera

  Weil man manchmal einfach nur weggetragen werden will.



💬 Zitate aus einer toxischen Beziehung mit Beton:


„Ich bin nicht mehr 29. Und du auch nicht mehr interessant.“

„Du warst nie mein Zuhause. Du warst nur ein sehr lautes Hotelzimmer.“
„Berlin liebt dich nicht. Berlin duldet dich.“
„Ich dachte, du gibst mir Flügel. Aber du hast mir einfach nur das Gefühl gegeben, immer zu wenig zu sein.“


🧻 Take-Aways (gekritzelt auf die Rückseite einer Club-Stempel-Karte):


1. Berlin ist keine Stadt. Sie ist ein Spiegel. Und manchmal lügt er.

2. Du darfst aufhören, sie geil zu finden. Auch wenn alle noch tanzen.

3. Wenn eine Stadt dich krank macht – ist es okay, sie nicht mehr romantisch zu finden.

4. Du kannst hier leben. Aber du musst hier nicht bleiben.

5. Manchmal ist das Mutigste nicht, in Berlin anzukommen – sondern zuzugeben, dass du gehen willst.



Letzter Satz:

Berlin, ich lieb dich. Aber ich bin müde. Und ich kann nicht mehr für zwei kämpfen.

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