Kinderdisco der Illusionen
- Jack Bennett

- 19. Sept.
- 1 Min. Lesezeit
Charlottenburg, Kinderdisco im Hotelkeller
Der DJ spielt: "Geschlossene Augen" Song von Nico Santos and Sido.
Plastikbecher klirren nicht, sie knistern.
Capri-Sonne mit Schirmchen,
die Eltern oben kippen Sekt und tun so, als wär alles noch wie früher. Unten dröhnt ein Liebeslied für Leute, die nie gelernt haben, dass Liebe stinkt.
„Mit geschlossenen Augen hätt ich mich verliebt …“ – klar, weil’s mit offenen Augen zu hässlich wäre.
Hunderttausend Kilometer tief? In Wahrheit nur drei Likes tief, unter einem gefilterten Insta-Post mit Herzchen-Emoji.
Die Kids hampeln dazu, kleben sich gegenseitig Zuckerwatte ins Haar und glauben, das wär Romantik. In zehn Jahren sitzen sie in einer rosa Kneipe an der Torstraße und schwören, sie hätten „das Gefühl gespürt“. In Wahrheit haben sie nur Schaumwein gerochen.
Bauchnabel, Magneten, Planeten – das ist keine Poesie, das ist Werbetext für Parfumproben in der Douglas-Tüte.
Liebe?
Das ist Kippen holen im Regen,
Streit um die Miete,
kalte Küche um Mitternacht.
Alles andere ist Kinderdisco mit rosa Licht.
Wer solche Texte ernst nimmt, glaubt auch, dass Charlottenburg noch cool ist.



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