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Berliner Ballett der Roller und Nudelsuppen

  • Autorenbild: Jack Bennett
    Jack Bennett
  • 19. Sept.
  • 1 Min. Lesezeit

Prenzlauer Berg, Nachmittag.


Ich stolpere über einen dieser verdammten Elektroroller, die wie Hundehaufen im Kiez verteilt stehen – grün, blau, scheißegal. Sie stehen da, mitten im Weg, als wären sie Mahnmale der urbanen Verblödung. Natürlich merke ich das zu spät, falle hin wie ein besoffener Straßenpoet, und während ich noch die Balance suche, knallt mir ein Wolt-Fahrer ins Kreuz.


Der Typ – ein junger Pakistani, kaum älter als ein Praktikant in irgendeinem Berliner Start-up – fliegt samt Rad zu Boden. Die Plastiktasche reißt auf, und eine schmierige Nudelsuppe ergießt sich über den Asphalt, über meine Hose, über sein Gesicht. Der Gestank von Koriander, Knoblauch und gebrochenen Träumen.


Willkommen in der Hauptstadt.


Da liegen wir also beide: ich, der Idiot, der über einen Roller gefallen ist, und er, der arme Teufel, der für 3,50 Euro pro Lieferung sein Leben aufs Spiel setzt. Die Szene ein perfektes Stillleben Berlins: zwei Männer im Dreck, eine ausgelaufene Asia-Suppe und ein Elektroroller, der so unschuldig dasteht, als hätte er mit all dem nichts zu tun.


Und um uns herum? Nichts. Kein Mensch, der anhält. Ein paar Hipster schauen kurz rüber, lachen, tippen weiter auf ihren iPhones herum, während im Hintergrund ein SUV über die Torstraße ballert.


Berlin bleibt ungerührt.


Diese Stadt kennt keinen Unterschied zwischen Leid, Lächerlichkeit und Alltag.


Ich stehe auf, wische mir die Suppe von der Jacke, sehe dem Wolt-Fahrer in die Augen. Er lacht, bitter, wie einer, der weiß, dass gleich der nächste Auftrag aufploppt. Ich lache zurück. Nicht, weil es lustig ist – sondern weil es so verdammt traurig ist.

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