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München – Berlin. ICE. Irgendwo dazwischen.

  • Autorenbild: Jack Bennett
    Jack Bennett
  • 28. Apr.
  • 2 Min. Lesezeit


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Die Landschaften ziehen an mir vorbei, unscharf wie alte Erinnerungen. Grüne Felder, Dörfer, graue Bahnhöfe – und ich mittendrin, zwischen zwei Städten, zwischen zwei Leben. Alles hinter mir gelassen. Oder versuche es zumindest.


Seit über zehn Jahren sitze ich in diesem Loop fest. Ein neues Ziel, ein neues Ticket, ein neues Zimmer. Und doch: Ich komm aus dieser Stadt nicht weg.


Berlin – der Magnet, der mich hält und schleudert, der mich anzieht und abstößt zugleich. Vielleicht, denke ich, während die Sonne sich hinter den Schienen versteckt, vielleicht trägt man manche Städte einfach in sich herum. Egal, wie schnell der Zug fährt. Egal, wie weit man eigentlich will. Manchmal zieht nicht die Landschaft an dir vorbei.

Sondern du an dir selbst.


Und irgendwo zwischen Kilometer 487 und 488, während mein Blick auf der flimmernden Landschaft klebt, stöpsle ich mir die Kopfhörer ins Ohr.

Paul Kalkbrenner. „Si Soy Fuego.“



Es gibt Tracks, die dröhnen einfach nur in deinen Ohren.

Und dann gibt es Tracks wie diesen – die wühlen sich langsam durch deine Synapsen, setzen sich in deinem Schädel fest und tanzen dort barfuß auf den Tischen.


Hinauf bis ganz nach oben“, säuselt eine Stimme, irgendwo zwischen Realität und Traum, während im Hintergrund ein Beat pumpt, so gleichgültig und gleichzeitig so lebendig wie ein Berliner Wintermorgen. Keine komplizierten Texte, kein großes Drama. Nur ein Mantra: Weiter. Immer weiter. Nicht stehen bleiben.


Das Leben ist zu kurz für einen Boxenstopp.


Kalkbrenner baut seine Songs nicht – er webt sie.

Aus Fetzen von Erinnerungen, aus Neonlichtern und verklebten Clubböden, aus dieser süßen Traurigkeit, die einem nachts auf halbleeren Straßen begegnet.


„Si Soy Fuego“ heißt übersetzt: Wenn ich Feuer bin.


Und verdammt, genau das passiert.

Irgendwann brennt da was in dir, während du diese endlose Phrase hörst: „Hinauf bis ganz nach oben.“


Willst du da hoch?

Keine Ahnung.

Musst du da hoch?

Unbedingt.


Am Ende geht’s nicht um die Spitze.

Es geht ums Laufen. Ums Brennen. Ums Nicht-Stehenbleiben.


Und während der Beat weiterläuft, während die Städte draußen vorbeiziehen und mein Verstand sich auflöst, weiß ich plötzlich wieder, warum ich überhaupt aufgebrochen bin.


Vielleicht bin ich Feuer.

Vielleicht auch nur Rauch.


Aber heute – heute Nacht bin ich wenigstens nicht stehengeblieben



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